- Kultur
- Europawahl
Wann wird es besser?
Sibylle Berg wurde von Die PARTEI zur Spitzenkandidatin für die Europawahl gewählt
»Wer hat Angst vor Sibylle Berg?« heißt ein Dokumentarfilm von 2016. Die PARTEI jedenfalls nicht, sie hat die Schriftstellerin und Dramatikerin am vergangenen Samstag auf ihrem Parteitag in Mainz zur Spitzenkandidatin für die Wahl zum EU-Parlament gewählt. Neben Martin Sonneborn, der dort schon seit zwei Wahlperioden wirkt – und gar nicht so unbemerkt, wie man es von einer Ein-Parlamentarier-Partei erwarten würde.
Die Redezeit, die ihm zugebilligt wird, beträgt etwas über eine Minute. Und das reicht ihm oft, um in die klassischen Medien und in die Online-Netzwerke zu kommen. Weil er lustig, originell und oppositionell ist. Das kann man von den EU-Abgeordneten der Linkspartei nur selten behaupten.
Sibylle Berg ist eine Spezialistin für oppositionelle Literatur, die ziemlich erfolgreich ist. Geboren 1962 in Weimar, wohnt sie schon lange in der Schweiz und weiß nie so richtig, wie sie in ihren Texten den Übergang zwischen Tragödie und Komödie hinbekommen soll, also macht sie am besten beides und das oft sehr unterhaltsam und klug. Und kann man die Erosion der Industriegesellschaft in Extremkapitalismus, Klimakrise und Autoritarismus besser als eine brutaltragische Komödie bezeichnen? Weil alle ja jeden Tag so weitermachen, als wäre und würde nichts geschehen.
Berg begann mit Büchern über Liebesdesaster, aus denen dann in den letzten 20 Jahren dystopische Action-Romane und Theaterstücke wurden. »Schnörkellos suhlt sich Sibylle Berg in Misanthropie«, schrieb die »Junge Welt« einmal, der sie aber mehr und mehr einen linksradikalen Twist gab, spätestens ab ihrem Roman »GRM. Brainfuck«, 2019.
Parallel zu Bergs Nominierung hatte ihr neues Stück »Es kann doch nur noch besser werden« am Berliner Ensemble Premiere. Der Spruch fällt natürlich erst am Ende des Stücks, als die Menschheit schon hinüber ist.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.