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Auch Muskelschäden durch Long Covid
Forscher entdeckten den Mechanismus, der zu Schmerzen nach Belastung führt
Long Covid plagt Patienten mit vielen verschiedenen Symptomen. Am häufigsten sind Geruchs- und Geschmacksverlust, Unwohlsein nach körperlicher Anstrengung bis hin zu chronischer Erschöpfung. Hinzu kommen Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen, Husten und auch Sprachstörungen. Ein einheitliches Krankheitsbild ließ sich noch nicht abgrenzen. Weltweit sind etwa 65 Millionen Menschen betroffen.
Eine neue, kleine Studie aus den Niederlanden fand jetzt heraus, warum sich viele Langzeiterkrankte nach körperlicher Anstrengung müde und unwohl fühlen oder sogar Schmerzen haben. Der verantwortliche Mechanismus hat mit der Struktur der Muskeln zu tun. Zu seiner Entdeckung führte eine sogenannte Fall-Kontroll-Studie.
Dafür entnahmen die Forscher der Vrije Universiteit Amsterdam den Probanden wiederholt im Abstand von mehreren Tagen Muskelgewebe und Blutproben. Innerhalb von zwei Wochen absolvierten die Teilnehmer insgesamt vier Untersuchungen, am siebten Tag verbunden mit einem 15-minütigen Belastungstest. Im gesamten Zeitraum trugen sie Schrittzähler und erfassten die eigenen Symptome.
Auffällig waren die Patienten im Vergleich zur Kontrollgruppe schon während des Fahrradtests: Ihre Muskelkraft war geringer, ebenso die Sauerstoffaufnahme – bei gleicher Anstrengung. Die Analyse der Muskelprobe zeigte, dass die Long-Covid-Probanden mehr weiße Muskelfasern hatten. Diese kontrahieren zwar sehr schnell und sind für intensive und explosive Bewegungen nötig. Aber sie ermüden auch schneller, weil sie weniger Mitochondrien enthalten, die sogenannten Kraftwerke der Zelle. Auch Letztere wurden in der Gewebsprobenuntersuchung getestet. Hier zeigte sich, dass diese bei einer Belastung ihre Funktion reduzierten. Das bedeutet nicht nur weniger Leistung, sondern sogar Schäden im Muskelgewebe.
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Ebenfalls festgestellt wurden bei den Patienten Defizite bei lebenswichtigen Molekülen für die Glykolyse, jenen Prozess, in dem Mitochondrien die Zellen mit Energie versorgen. Zudem fand sich in den Muskeln eine Häufung bestimmter Immunzellen, auch schon vor der Belastung, die zur Gewebereparatur beitragen. Die Studienautoren sehen diese Befunde als weitere Bestätigung dafür, dass nach einer Covid-Infektion starke Anomalien in den Stoffwechsel- und Muskelfunktionen auftreten.
Therapeutisch würden sie im Ergebnis der Studie gezielt die Mitochondrien behandeln, um die Symptome zu mildern. Zudem unterstützen ihre Ergebnisse die Empfehlung, dass diese Patienten größere körperlichen Anstrengungen eher meiden sollten. Andernfalls besteht die Gefahr für langfristige Muskelschäden.
Eine ebenfalls gerade veröffentlichte Studie bringt in Bezug auf Long Covid neue Erkenntnisse zum Zusammenhang dieser Langzeitfolgen mit der Impfung gegen Sars-Cov-2, und zwar bei Kindern. Demnach reduziert die Impfung bei unter 18-Jährigen die Wahrscheinlichkeit für eine Long-Covid-Diagnose um 42 Prozent. Für die Studie ausgewertet wurden elektronische Gesundheitsdaten aus 41 Quellen; damit erfasste man den Verlauf bei über einer Million Kindern und Jugendlichen. Geleistet wurde diese Arbeit von einem Team des Children’s Hospital of Philadelphia in den USA. Erfasst wurde hier nicht nur die Diagnose, sondern auch Symptome nach Covid-19, die auf Long Covid hinweisen können. Auch deren Häufigkeit sank nach der Impfung um 35 Prozent.
Bei Erwachsenen zeigten bereits Studien im Jahr 2022, dass die Impfung anhaltende Symptome nach der Viruserkrankung reduzierte. Dabei ist der genaue Umfang der Schutzwirkung weiter umstritten. Das Wissen um Covid-19 und Long Covid nimmt also weiter zu, und der Prozess wird sicher nicht so schnell abgeschlossen. Die Medizin müht sich, das Wissen zu systematisieren und gute Therapieempfehlungen zu entwickeln. Gesundheitssysteme, selbst in so reichen Staaten wie Deutschland, ringen jedoch noch um Strukturen, die vor allem den Bedürfnissen der Long-Covid-Patienten angemessen sind. Ein Ärztenetzwerk hier, eine Koordinierungsstelle dort, so geht es langsam voran.
Noch ist auch nicht endgültig geklärt, wie viele Betroffene es bereits gibt. Nach jüngeren Studienergebnissen könnten es weniger als 5 Prozent der Infizierten sein. Die Befunde schwanken allerdings in der Frage, wie lange und wie schwer diese Patienten erkranken. Die Epiloc-Studie in Baden-Württemberg stellt zum Beispiel fest, dass ein Viertel der Long-Covid-Patienten auch nach sechs bis zwölf Wochen noch Symptome zeigte. Internationale Erhebungen gehen von 20 Prozent der Betroffenen aus, die auch noch nach einem Jahr unter erheblichen Beschwerden leiden.
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