- Kultur
- Leipziger Buchmesse
Omri Boehm: Ein Humanist
Omri Boehm erhielt in Leipzig den Buchpreis zur Europäischen Verständigung
Dass Aktivisten ausgerechnet eine Veranstaltung störten, auf der ein Streiter für Frieden und gleichberechtigtes Zusammenleben von Israelis und Palästinensern geehrt werden sollte, war anachronistisch. Der deutsch-israelische Philosoph Omri Boehm zeigte Größe, artikulierte Verständnis für die Proteste während des Festaktes zur Eröffnung der Frühjahrsbuchmesse am Mittwochabend im Leipziger Gewandhaus. Was derzeit in Gaza geschieht, sei »beschämend«, sagte der 1979 in Haifa geborene Preisträger. Und: Es könne keine deutsch-jüdische Freundschaft geben, »wenn sie in diesen dunklen Zeiten keinen Platz für die schwierigen Wahrheiten hat, die im Namen der jüdisch-palästinensischen Freundschaft gesagt werden müssen«. Diese habe es derzeit zwar sehr schwer, aber sie lebe noch, versicherte Boehm, der nach eigenem Bekunden von seiner bildungsbürgerlich-deutschen Großmutter wie seinem iranischen Großvater geprägt sei.
Den mit 20 000 Euro dotierten Buchpreis zur Europäischen Verständigung erhielt er für seine Streitschrift »Radikaler Universalismus. Jenseits von Identität«, in dem der Absolvent der Universität Tel Aviv, der an der Yale-Universität zu Kant promovierte, ganz im Sinne des Königsberger Philosophen einen bedingungslosen Humanismus, grenz- und kulturüberschreitend, die Anerkennung der Gleichheit aller Menschen fordert. Der in New York lehrende Philosophieprofessor hatte bereits mit dem Buch »Israel – eine Utopie« (2020) ein Achtungszeichen gesetzt. Darin plädierte er für einen jüdisch-palästinensischen binationalen Staat. In Leipzig betonte er erneut: »Solange die Menschen nicht gleiche Rechte bekommen, solange wird es keinen Frieden geben.«
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.