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Gesamtpaket von 441 Wohnungen

Die WBM erwirbt in Lichtenberg über einen Deal ein Neubauprojekt von einem Investor

Fünf Helme für ein Halleluja: Grundsteinlegung für 441 Wohnungen in Lichtenberg
Fünf Helme für ein Halleluja: Grundsteinlegung für 441 Wohnungen in Lichtenberg

Es soll schnell gehen in der Konrad-Wolf-Straße im Lichtenberger Ortsteil Alt-Hohenschönhausen. Bei der feierlichen Grundsteinlegung für 441 neue Wohnungen direkt neben dem Lichtenberger Sportforum kündigt der Geschäftsführer des ausführenden Bauunternehmens Ten Brinke, Arjen ten Brinke, unter Applaus an, man werde die Bauarbeiten bis August 2026 abschließen. Innerhalb von zwei Jahren sollen die Wohnungen also fertiggestellt sein.

Auf dem knapp 20 000 Quadratmeter großen Grundstück, das zurzeit noch zur Hälfte eine planierte Fläche ist, lässt die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) bauen. Es ist ihr größtes Projekt, insgesamt hat die WBM derzeit um die 1000 Wohnungen im Bau. »Für die WBM ist das ein ganz besonderer Tag«, sagt Steffen Helbig, Geschäftsführer der Gesellschaft. Man habe eine harte Zeit hinter sich. »Wir alle kennen die Rahmenbedingungen, die wir derzeit haben: Wir haben ein hohes Zinsniveau und hohe Baukosten.« Das Vorhaben verdeutliche das Engagement der WBM, nachhaltigen und bezahlbaren Wohnraum für alle Bevölkerungsschichten bereitzustellen.

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Dass das Projekt trotz der widrigen Umstände umgesetzt werden konnte, sei ein »Gemeinschaftswerk«. Der Block wird von der WBM im Rahmen eines sogenannten Asset-Forward-Deals erworben. Derzeitiger Eigentümer des Grundstücks ist die Cosimo Investment Group, die auch die Projektentwicklung macht. Mit Abschluss der Bauarbeiten geht es dann ins Eigentum des landeseigenen Wohnungsunternehmens über. Wie viel dieses Gesamtpaket kostet, will »nd« niemand sagen. Das sei vertraulich.

Die Kosten seien wahrscheinlich so hoch wie im Fall, wenn die WBM auf einem landeseigenen Grundstück selbst gebaut hätte, sagt Stephan Machulik (SPD), Staatssekretär für Stadtentwicklung, im Gespräch mit »nd«. Der ursprüngliche Eigentümer des Grundstücks habe ein frei finanziertes Bauprojekt geplant, dessen Realisierung sich aber nicht als rentabel erwiesen habe. »In solche Projekte stößt dann die Senatsverwaltung rein«, so Machulik.

Die Baukrise macht es möglich. »Wir sind wirklich dankbar, dass wir hier bauen dürfen«, erklärt auch Bauunternehmer ten Brinke. Das sei nicht selbstverständlich in dieser Zeit. »Es ist nicht einfach, Projekte an den Start zu bringen, vor allem nicht in dieser Größenordnung.« Am Ende kann so der Senat über seine Bauförderung Wohnungsbauprojekte realisieren lassen. »Wenn man sich anschaut, wie viele Projektentwickler gerade Probleme haben, kommen wir vielleicht schneller zu Wohnungen, und zwar zu den richtigen.« Um die Ziele für den Wohnungsbau in Berlin zu erreichen, setze man auf die Privaten, deren Projekte man zu Ende bringe. Der Senat fördert den Bau im Rahmen seines Wohnungsbauförderprogramms, mit entsprechenden Bedingungen. »Wir haben am Anfang dieses Projekts durchgesetzt, dass 63 Prozent der Wohnungen gefördert werden«, so Machulik.

In den 273 geförderten Wohnungen werden künftige Mieter*innen zwischen 7,50 Euro und elf Euro pro Quadratmeter zahlen. Die höheren Mieten für geförderte Wohnungen sind mit den neu eingeführten Wohnungsberechtigungsscheinen möglich. Mit diesen bekommen auch Menschen mit einem durchschnittlichen Einkommen Zugang zu einer geförderten Wohnung. Die frei finanzierten Wohnungen werden um die 15 Euro pro Quadratmeter kosten. Karen Jeratsch, Pressesprecherin der WBM, sagt »nd«, das sei eine Mischkalkulation. »Die Leute, die sich mehr leisten können, finanzieren niedrigere Mieten mit.«

Das Projekt an der Konrad-Wolf-Straße ist einer von drei Deals dieser Art der WBM. Im Eidechsenweg in Staaken entstehen so gerade 140 Wohnungen, an der Landsberger Allee sollen es 173 werden. Neben dem Vorteil, dass die landeseigenen Firmen so auf Grundstücken bauen lassen können, zu denen sie sonst keinen Zugang hätten, sieht die Sprecherin der WBM noch einen weiteren positiven Nebeneffekt: Man benötige wesentlich weniger Kapazitäten. Aber diese Art, Wohnungen zu bauen, sei nur ein Teil der Strategie der WBM.

Anders als bei anderen, lähmend langsamen oder stillstehenden Bauprojekten in der Stadt war der Prozess in der Konrad-Wolff-Straße erstaunlich schnell. Erste Gespräche hatte es 2022 gegeben, die Cosimo kaufte das Grundstück Ende 2023, der Vertrag zwischen WBM und Cosimo wurde im Januar 2024 geschlossen. Für die Planung von Vorteil war sicherlich die Lage. »In Alt-Hohenschönhausen ist die soziale Infrastruktur schon da«, sagt Staatssekretär Machulik. Im Bauprojekt selbst wird nur eine Kita entstehen, Gewerbe oder Ähnliches sind nicht geplant.

Nachdem am Ende des Festaktes die mit Kleingeld und Plänen gefüllte Zeitkapsel zeremoniell und mit fürs Foto aufgesetzten Helmen versenkt worden ist, geht die Festgemeinde zu Häppchen über. Nebenan wird währenddessen auf einem anderen Teil des Geländes schon gebaut: Arbeiter stellen erste Wände auf die Fundamente. Es muss schnell gehen.

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