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Weit ins Offene
Alte Musik neu: Die Lautten Compagney wird 40 Jahre alt
Es fing Anfang der 80er Jahre damit an, dass sich zwei Studenten der (Ost-)Berliner Musikhochschule »Hanns Eisler« einen Spind teilten, für ihre Gitarren, Noten und sonstigen Habseligkeiten. So lernten sich Wolfgang Katschner und Hans-Werner Apel kennen, die bald ihr Interesse für Barockmusik und die damals noch nicht etablierte historisch informierte Aufführungspraxis entdeckten – Musik so zu spielen, wie es zu ihrer Entstehungszeit üblich gewesen sein dürfte. Historische oder nachgebaute Instrumente sind ein Teil dieser Annäherungsversuche. Und eine Annäherung kann es nur sein, denn niemand kann beweisen, wie Bachs Musik zu Bachs Zeiten klang.
Katschner und Apel stiegen von Gitarren auf Lauten um, starteten als Duo; daraus ist längst ein ebenso kreatives wie erfolgreiches Großprojekt gewachsen. Die von ihnen vor 40 Jahren gegründete Lautten Compagney, die dieser Tage mit einer Konzertreihe ihr Jubiläum feiert, ist ein eigener musikalischer Kosmos, mit einem Gravitationszentrum aus Musikern, die sehr regelmäßig dabei sind, und einem sich stetig erweiternden künstlerischen Netzwerk.
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Irgendwann begann das Ensemble, die Grenzen der Barockmusik zu überschreiten. Ergebnis dieses beständigen Suchens und Entdeckens sind viele beglückende Fusionen; musikalische Joint ventures über Genre- und Zeitgrenzen hinweg. Nicht umsonst heißen drei CDs ihres inzwischen kaum noch zu überschauenden Gesamtwerks »Timeless«, »Time Travel« und »Time Zones«. Im Barock hat die Lautten Compagney nach wie vor ihr Heimspiel, aber immer wieder wagt sie sich weit hinaus ins Offene, swingt und rockt dabei auch. Was ja nur beweist: Schon bei Bach, Händel und Co. hat es gegroovt, was das Zeug hält; man muss es nur entdecken. Bei der Lautten Compagney treffen Samuel Scheidt auf Erik Satie, Tarquinio Merula auf Philip Glass, Heinrich Schütz auf Hanns Eisler – 17. auf 20. Jahrhundert. Inzwischen auch Henry Purcell auf die Beatles und Jean-Philippe Rameau auf Abba. Wäre es nicht despektierlich, könnte man sagen: Je oller, je doller.
Es ist erstaunlich, mit welchem Pensum die Lautten Compagney Konzerte in verschiedensten Besetzungen gibt, Opern inszeniert, literarisch-musikalische Programme vorstellt. Und seit etlichen Jahren ein eigenes Festival bestreitet – Aequinox im brandenburgischen Neuruppin ist schnell zu einer Größe im Musikkalender geworden, bei Künstlern und Publikum.
Lautten Compagney ist ein Markenname, der für hohe musikalische Qualität und Präzision steht. Und dafür, dass man jederzeit mit einer Überraschung rechnen muss. Die jüngsten CD-Produktionen illustrieren die enorme Spannbreite: »The Lute Songbook«, eine kürzlich erschienene musikalische Visitenkarte aus vier Jahrzehnten. Und die Abba-Adaptionen mit der fantastischen Saxofonistin Asya Fateyeva, die demnächst herauskommen. Es bleibt spannend und aufregend. Wo immer Sie dieses außergewöhnliche Ensemble sehen und hören können – gehen Sie hin!
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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