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Film »No Other Land« sorgt wieder für Aufregung

Stadtportal »berlin.de« hat Film »antisemitische Tendenzen« vorgeworfen

Yuval Abraham (r) und Basel Adra (nicht im Bild) erhalten bei der Abschlussgala im Berlinale Palast den Publikumspreis der Berlinalet. (Archivbild)
Yuval Abraham (r) und Basel Adra (nicht im Bild) erhalten bei der Abschlussgala im Berlinale Palast den Publikumspreis der Berlinalet. (Archivbild)

Zwei Stunden vor Aufführung ihres Films »No Other Land« in der Berliner Akademie der Künste erfuhren die beiden Regisseure, dass Berlins offizielles Stadtportal »berlin.de« diesen als antisemitisch ankündigt. Auf der Seite war zu lesen: »Im Mittelpunkt steht das Leben der Palästinenser im Westjordanland und ihr Leben unter der israelischen Besatzung. Fertiggestellt wurde der Film, der antisemitische Tendenzen aufweist, 2023, nach dem Angriff der Hamas auf Israel, der in dieser Dokumentation keinen Niederschlag findet.«

Darüber zeigten sich die Regisseure, der Palästinenser Basel Adra und der jüdische Israeli Yuval Abraham, am Dienstag schockiert, als sie während des anschließenden Gesprächs im Kinosaal online zugeschaltet wurden. Es ist das dritte Mal, dass deutsche Politiker*innen ihrem Film in diesem Jahr Antisemitismus vorwerfen: Erstmals im Februar auf der Berlinale, wo er den Publikumspreis der Panorama-Sektion gewann und die Regisseure einen Waffenstillstand in Gaza forderten, als Referenz in der Bundestagsresolution, die »Jüdisches Leben in Deutschland schützen« soll, wo von einem Antisemitismusskandal auf der Berlinale die Rede war und nun in der Filmankündigung.

Dafür machte Yuval Abraham vor allem Berlins Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) verantwortlich: »Nach der Berlinale, nachdem der Bürgermeister und andere Politiker gegen mich und Basel hetzten, kam ein rechter Mob in das Haus meiner Familie, meine Mutter musste flüchten«, berichtete er in der Akademie der Künste. Wegner hatte die Berlinale-Dankesrede der Regisseure als »untragbare Relativierung« und »Antisemitismus« bezeichnet, Kultursenator Joe Chialo (CDU) hatte von »antiisraelischer Propaganda« gesprochen. Yuval Abraham, dessen Großmutter in einem Konzentrationslager geboren wurde und dessen Familie großväterlicherseits fast gänzlich ausgelöscht wurde, erhielt nach der Berlinale Morddrohungen.

Dass nun die offizielle Berlin-Seite ihn wiederum mit Antisemitismus in Verbindung bringe, führe dazu, dass er sich als jüdischer Israeli »unsicher und unwillkommen« fühle. Aufgewühlt sagte er: »Wie ihr das Wort Antisemitismus als Waffe nutzt (...), um Kritik an Israels Besatzung zum Schweigen zu bringen; zu hören, dass ihr den Tod meiner Familie benutzt, um das zu legitimieren (...), ist so falsch und ungerecht.«

Der Vorfall wurde in sozialen Netzwerken stark kommentiert und schlug Wellen bis Tel Aviv, wo sich Deutschlands Botschafter in Israel, Steffen Seibert, auf der Plattform »X« genötigt sah, klarzustellen: »Der Film zeigt eine harte Realität. Er stellt sich aufseiten der Palästinenser, deren Heimat zerstört wird. Man kann darüber politisch streiten. Aber ›antisemitische Tendenzen‹? Der Vorwurf ist schlicht falsch.« Abraham selbst wurde am Dienstag noch direkter: »Schon wieder klopft die Geschichte an Deutschlands Tür. Und ihr versagt. Ihr versagt schon wieder.«

Mittlerweile wurde die Passage auf »berlin.de« geändert. Nun ist dort zu lesen: »In einer früheren Version des Textes hieß es, dass dieser Film ›antisemitische Tendenzen aufweist‹. Diese Bewertung war falsch und unzulässig. Sie wurde deshalb entfernt.«

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