Perspektiven statt Repression

Martin Ling über den Migrationsgipfel im Weißen Haus

Der Handlungsdruck wächst: Auf 90 000 Minderjährige im Jahr beläuft sich nach Schätzungen inzwischen die Zahl derjenigen, die von ihren Familien aus Mittelamerika auf die Reise in die USA geschickt wurden, wo zumeist Eltern oder Verwandte warten. Die Risiken wie Entführung, Vergewaltigung oder Ermordung schrecken kaum ab, denn Gewalt ist auch in der Heimat neben Armut und Perspektivlosigkeit einer der zentralen Beweggründe für die Flucht in den Norden.

Dass sich die Präsidenten von El Salvador, Honduras und Guatemala mit Barack Obama in Washington über eine gemeinsame Strategie verständigen wollen, ist zu begrüßen. Es ist eine notwendige, wiewohl nicht hinreichende Bedingung, um der Problematik auf Sicht Herr zu werden. Kurzfristig muss es ohnehin darum gehen, all jenen, die die beschwerliche Reise überstehen, Aufenthalt und Perspektive in den USA zu verschaffen, denn mit Abschiebungen ist den Flüchtlingsbewegungen erfahrungsgemäß nicht beizukommen. Und um die Fluchtursachen anzugehen, ist das Bohren dicker Bretter gefordert. Den Drogenhandel mit seinen gewalttätigen Begleiterscheinungen einzudämmen, ist eine der wichtigsten Aufgaben, die nur gemeinsam bewältigt werden kann. Doch wie in der Migrationspolitik gilt auch dabei: Perspektiven müssen Repression ersetzen.

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