Homers Odyssee

Pankows einzige Europaschule soll zum kommenden Schuljahr ihren Griechischzweig verlieren / Koalitionsfraktionen beraten über Alternativen

An der Europa-Grundschule Homer in Pankow soll es ab dem nächsten Schuljahr keinen griechischen Sprachzweig mehr geben. Eltern, Opposition und BVV fordern ein Moratorium. Die Zeit wird knapp.

Für Griechen und Hellenophile, die ihre Kinder in Pankow zur Schule schicken wollen, brechen schwierige Zeiten an. Seit der Senat Ende September 2013 bekannt gab, den griechischen Zweig der Homer Europa-Grundschule im Bötzowviertel mit dem neuen Schuljahr 2014/15 auslaufen zu lassen, versuchen Elternvertretungen, die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) und die Opposition im Abgeordnetenhaus, die Entscheidung noch rückgängig zu machen - bisher vergeblich. In der Plenarsitzung des Abgeordnetenhauses am Donnerstag wurde ein Antrag zur Rettung des zweisprachigen Bildungsangebots in den Bildungsausschuss überwiesen. Aus Koalitionskreisen heißt es gegenüber »nd«, es gebe nun Überlegungen, die von allen Europaschulen geforderten zwei Klassenzüge pro Jahrgang noch einmal zu überdenken. Wie Eltern, die ihre Kinder bereits an anderen Schulen angemeldet haben, doch noch einen Platz an der Homer Grundschule bekommen sollen, wird nun unter Zeitdruck diskutiert, denn im September finden die Einschulungen statt.

Bisher ist geplant, im kommenden Schuljahr eine weitere Regelklasse an der Homer-Schule einzurichten. »Die Schulplätze in Pankow werden für Regelschüler benötigt«, hieß es am Donnerstag noch aus der Senatsverwaltung für Bildung. Die einzige Alternative für Eltern und ihre Kinder aus dem Osten und Norden Berlins bleibt damit die etwa 16 Kilometer entfernte Athene-Grundschule in Lichterfelde-West, die ebenfalls einen Schwerpunkt Griechisch hat. An der Homer Grundschule gingen Elternvertretungen auf die Barrikaden, starteten eine Petition, demonstrierten vor dem Bezirksamt. »Hinter dem Europa-Schulkonzept steckt eine Idee. Mehrsprachigkeit ist ein Gewinn und der Wegfall dieses Schulmodells im Bezirk ein herber Verlust«, sagt Kathrin Schulze, Vorsitzende des Bezirkselternausschusses Pankow. In Einzelfällen hätten Eltern auch schon gegen den Entschluss geklagt, ohne Erfolg. Ein Anrecht auf einen Platz an einer bestimmten Schule gibt es nicht. Hintergrund ist, dass der Senat ab dem kommenden Schuljahr alle staatlichen Europaschulen (SESB) mit mindestens zwei Klassenzügen ausstatten will, was bereits seit März 2012 feststeht. Entsprechende Vorbereitungen an der Steglitzer Europa-Grundschule hätten sich aber bis August 2013 hingezogen, daher die kurzfristige Mitteilung. Bis zum Anmeldebeginn an der Homer Grundschule waren da nur noch drei Wochen Zeit. »Für viele kommt der lange Weg nicht infrage, geschweige denn nach Steglitz zu ziehen«, sagt Kathrin Schulz. Das Angebot des Senats, statt des bilingualen Unterrichts eine Griechisch-AG einzurichten, hält sie für zu wenig. »Das hat mit tatsächlicher Alphabetisierung nichts zu tun.«

In Pankow und im angrenzenden Bezirk Mitte leben über 3400 Griechen, rund ein Viertel aller Hellenen der Stadt. An der Homer Grundschule lernen knapp 100 Kinder im SESB-Zweig, davon 64 aus Griechenland. Die Schüler kommen aus Pankow, aber auch aus Mitte und Marzahn-Hellersdorf. »Die jetzige erste SESB-Jahrgangsstufe besuchen nur fünf SchülerInnen aus Pankow«, erklärte Schulstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD) in der BVV. Außerdem haben alle anderen Sprachkombinationen an Europa-Grundschulen auch nur einen Standort, heißt es unterstützend aus dem Bildungssenat.

Für den Schulleiter der Homer Schule sind sowohl Eltern- als auch Senatsargumente nachvollziehbar. »Es gibt für einen eigenen SESB-Bereich schlichtweg eine zu geringe Population«, sagt Uwe Blachnik. Das griechische Lehrangebot füllt schon lange nicht zwei Klassen und kann höchstens durch die gemeinsame Schulanfangsphase erreicht werden. Dennoch hält er eine Verlagerung des Griechischangebots an den Stadtrand für falsch. »Wir brauchen eine Grundsatzdiskussion zum Modell Europaschule.«

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